Der Finanzberater- gerne, aber seriös bitte!

Wir kennen das, oder? Das Telefon läutet und eine freundliche Stimme meldet sich: „Wir führen gerade eine Umfrage zum Thema Steuern sparen durch. Sicherlich ist das auch für Sie interessant, denn Sie sind doch bestimmt auch der Auffassung, dass Sie viel zu viel Steuern zahlen. Wir haben da ein interessantes Angebot und würden gern einen Termin vereinbaren …“


Wer darauf eingeht, lädt in der Regel kein Umfrageinstitut zu sich nach Hause ein, sondern mit allen Wassern gewaschene Vertriebsprofis von Finanzprodukten.

Was ist ein „Finanzberater“?

Die Bezeichnung „Finanzberater“, manchmal garniert mit dem Zusatz „unabhängig“, ist klangvoll. Sie verspricht das, woran es vielen mangelt: eine fundierte, allein am Wohl des Kunden orientierte Beratung in finanziellen Dingen. Nicht selten kommt dabei aber nur heiße Luft heraus, nach dem Motto: Verkauft wird das, was die höchste Provision bringt. Unglaublich, aber wahr: Jeder, der ein entsprechendes Gewerbe anmeldet, kann klangvolle Berufsbezeichnungen auf seine Visitenkarte drucken. Dies setzt keine besondere Ausbildung oder Qualifikation voraus. Wer glaubt, hinter einem „Finanzberater“, oder „Geldfachmann“ stecke immer ein kluger Kopf, begeht einen großen Fehler.

Die erste Kontaktaufnahme erfolgt häufig ohne vorherige Ankündigung über das Telefon oder an der Haustür. Auch unaufgeforderte Angebote per E-Mail werden immer beliebter. Die Kontaktaufnahme ohne vorherige Zustimmung ist aber gesetzlich untersagt. Da eine Missachtung des Verbots jedoch kaum verfolgt wird, lassen sich unseriöse Finanzberater davon nicht abschrecken.

Seriöse Anbieter verzichten auf unverlangte Telefonate. Diese rufen Sie nur dann an, wenn vorher schon vertragliche Beziehungen bestehen.

Checkliste: Woran erkennt man unseriöse Finanzberater?

Der telefonische Erstkontakt erfolgt ohne eine Aufforderung durch den Kunden.
Als „Lockvogel“ werden Begriffe wie „Altersvorsorge optimieren“, „Steuern sparen“ oder „risikolos“ verwendet.

Fragen des Kunden werden oft mit Gegenfragen beantwortet, und es wird moralischer Druck ausgeübt („Sehe ich so aus, als würde ich lügen?“).

Die „Freundschaftsmasche“ soll Vertrauen schaffen, etwa so: „Ihr Arbeitskollege/Sportkamerad hat mir empfohlen, Sie zu fragen, ob Sie nicht auch monatlich viel Geld sparen möchten.“

Hohe Renditen ohne Risiko werden versprochen. Aber: Je höher die Rendite, desto größer das Risiko!

Über Sicherheit, Rendite und Laufzeit der Angebote werden lediglich mündliche Zusagen gemacht. Achtung: Bei Nichteintreten dieser Versprechen gibt es Beweisprobleme. Deshalb Versprechen immer schriftlich zusichern lassen!
Bereits vorhandene Geldanlagen werden schlecht gemacht, und es wird zu deren Kündigung aufgefordert.
Die erheblichen Kosten für Vertrieb, Prospekterstellung, Verwaltung und die Vermittlung von Bankkrediten werden verschwiegen. Achtung: Nie damit abwimmeln lassen, das stehe alles im Prospekt.
Es wird auf schnelle Vertragsunterzeichnung gedrängt. Aber: Geldanlageprodukte gibt es wie Sand am Meer. Eile ist nicht geboten!
Erst nach der Vertragsunterzeichnung – oft nach Ablauf der Widerrufsfrist – wird ein Verkaufsprospekt überreicht.

Wie verdient der Finanzberater sein Geld?

Auf Kosten des Kunden! Die meisten „Finanzberater“ arbeiten als selbstständige Handelsvertreter auf Provisionsbasis. Je mehr und je teurere Produkte verkauft werden, desto lauter klingelt die Kasse.
Ob das Produkt zum Kunden passt, ist dabei nicht entscheidend. Nicht selten wird das Gespräch ohnehin nur gezielt auf ein einziges Angebot hin gelenkt. Im Mittelpunkt für den „Berater“ steht der schnelle Abschluss eines Vertrags. Denn Zeit ist Geld.

Gibt es seriöse Finanzberater?
Ja, typische Merkmale sind, dass …

sie dem Kunden genug Zeit geben, die Unterlagen zu einer Geldanlage genau zu studieren, und empfehlen, dazu eine zweite Meinung einzuholen, z.B. bei einer Verbraucherzentrale oder einem Steuerberater;

sie kein Problem damit haben, die wichtigen Fakten schriftlich zu bestätigen und auszuhändigen;

sie ausdrücklich erklären, dass der Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden kann, wenn nach Vertragsabschluss Zweifel an der Entscheidung aufkommen.

Wichtig für Sie!
Schließen Sie niemals Verträge bei Finanzberatern ab, die …
ohne vorherige Vereinbarung Kontakt aufnehmen und über Gelddinge sprechen wollen;
mit der „Freundschaftsmasche“ kommen und auf einen eiligen Abschluss drängen;
hohe Renditen ohne Risiko und jederzeitige Ausstiegsmöglichkeit versprechen;
lediglich mündliche Zusagen machen.

Das Beratungsprotokoll

In diesem Zusammenhang bitte immer an das gemeinsam ausgefüllte Beratungsprotokoll denken. Darin dokumentieren Sie bitte alle Zusagen und wichtigen Aussagen die der Finanzberater getätigt hat. Lassen Sie dies von ihm gegenzeichnen, und verwahren sie das Protokoll gut in ihren Unterlagen.