Leasing-Wirtschaft: Neugeschäft steigt auf 70 Mrd. Euro
Das Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft wächst 2018 nach zwei Rekordjahren erneut um 4,5 Prozent. Für 69,7 Mrd. Eur realisierten die Leasing-Gesellschaften in Deutschland Investitionen für ihre Kunden in Immobilien, Maschinen, Fahrzeuge, IT-Equipment.
Besonders gut entwickelte sich das Neugeschäft mit Maschinen; es stieg um 9 Prozent im Vorjahresvergleich. Das IT-Leasing erholte sich nach schwierigen Jahren und verzeichnet 2018 wieder einen Zuwachs (+2 Prozent). Überdurchschnittlich mit 7 Prozent wuchsen die übrigen Leasing-Güter, u.a. Nachrichten- und Signaltechnik sowie Medizintechnik. Zu spüren bekam die Branche jedoch die Auswirkungen des neuen Abgastestverfahrens WLTP: Lieferengpässe infolge der gedrosselten Fahrzeugproduktion bremsten das Fahrzeugleasing, das im laufenden Jahr nur moderat um +3 Prozent wächst. Da Fahrzeuge das Leasing-Neugeschäft dominieren, wirkt sich deren Entwicklung auf das gesamte Mobilien-Leasing aus; es steigt 2018 um 3,1 Prozent.
„Wir gehen davon aus, dass sich das Fahrzeuggeschäft ins kommende Jahr verschiebt, denn die Auftragsbücher der Gesellschaften sind gut gefüllt“, erklärt Kai Ostermann, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL). In Anbetracht dieses Sondereffekts und der beiden zurückliegenden Rekordjahre mit hoher Dynamik sei die Branche mit dem Jahr 2018 zufrieden. Die Leasing-Nachfrage sei ungebrochen hoch. Dies zeige auch der Anteil an den außenfinanzierten Investitionen: Rund 54 Prozent wurden dieses Jahr über Leasing realisiert. „Damit dominiert Leasing alle Finanzierungsformen.“
Ausblick 2019
Für 2019 schätzt die Branche ein Leasing-Wachstum von 3 – 4 Prozent und eine dynamischere Entwicklung als die der Ausrüstungsinvestitionen, die um knapp 3 Prozent steigen sollen. „Größere Wachstumsraten sind angesichts der konjunkturellen Aussichten nicht zu erwarten, denn Leasing atmet mit der Konjunktur“, erläutert Ostermann. Und jüngst haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und der Sachverständigenrat ihre Prognosen gesenkt. Danach wird die deutsche Wirtschaft 2019 zwar weiter wachsen, aber geringer als erwartet. Insbesondere trübt sich die Investitionsstimmung ein. „Investitionen, vor allem die Unternehmensinvestitionen, bleiben die zentrale Schwachstelle, die Achillesferse, der deutschen Wirtschaft“, erklärt der BDL-Präsident und fordert von der Bundesregierung Maßnahmen, um Deutschland als Investitionsstandort zu stärken.
Investitionsstandort Deutschland stärken
Der Handlungsbedarf liegt auf der Hand, wie internationale Maßstäbe zeigen: Frankreich, Großbritannien und nicht zuletzt die USA senken ihre Steuern und verbessern die Standortbedingungen für dort ansässige Unternehmen. Deutschland ist im internationalen Vergleich Hochsteuerland mit einer durchschnittlichen Gesamtsteuerbelastung der Unternehmen von 32 Prozent. Der EU-Durchschnitt beträgt 22 Prozent. „Wenn die Bundesregierung die Abwanderung von Investitionen ins Ausland verhindern will, sollte sie handeln. Denn Steuerpolitik ist Standortpolitik. Wir appellieren daher, das „wirtschaftspolitische Aktionsprogramm“ von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier aufzugreifen und umzusetzen“, fordert Ostermann. Das Programm enthält eine Reihe von steuerpolitischen Maßnahmen, wie die Abschaffung des Soli und die Verbesserung von Abschreibungsbedingungen. Auch bürokratische Belastungen sollen abgebaut werden. Die vollständige Umsetzung würde Unternehmen in Deutschland um 20 Mrd. Euro pro Jahr steuerlich entlasten.
Wachstumschancen durch Digitalisierung
Wachstumschancen sieht die Leasing-Wirtschaft in der Digitalisierung. Leasing-Gesellschaften sind prädestiniert, die Investitionen ihrer Kunden in den digitalen Wandel zu realisieren. Eine Studie im Auftrag der KfW belegt, dass Leasing nach dem Cashflow die zweithäufigste Finanzierungsform für Digitalisierungsprojekte ist. Zudem wird die Grundidee des Leasing – Nutzen statt Eigentum – durch die Digitalisierung neu aufgeladen und kann neue Kundengruppen und Marktpotenziale für Leasing erschließen. Ostermann: „Eine neue Ära des Leasing bricht an.“
Die Digitalisierung wirkt als Treiber für nutzungsbasierte Abrechnungen beim Leasing, denn sie ermöglicht neue Finanzierungs- und Servicemodelle durch die Erfassung und den Austausch nutzungsbasierter Daten. Der Leasing-Kunde zahlt in Abhängigkeit von der tatsächlichen Nutzung des Wirtschaftsguts. Was beim Kopierer bereits gang und gäbe ist, lässt sich auch auf andere Objekte und Branchen übertragen. Mit pay-per-use-Modellen kann der Nutzer die Leistung gemäß seines tatsächlichen Bedarfs an Betriebsstunden, Kopien, Scans oder Speicherplatz in der Cloud abrufen. Er spart Anschaffungskosten, laufende Kosten und bindet kein Kapital. Somit verschafft das Zusammenwirken von Big Data und Leasing den Kunden einen echten Mehrwert. „Hierfür benötigen wir jedoch verlässliche Rahmenbedingungen für den Datenaustausch – dies gilt für die Infrastruktur, die den stabilen Austausch der enormen Datenmengen in Echtzeit ermöglichen muss, sowie für den rechtlichen Rahmen in Bezug auf Themen wie Urheberrecht, Datenschutz oder Haftungsfragen“, erklärt der BDL-Präsident.
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