Weltwirtschaft lässt es ruhiger angehen

Die Konjunktur in Deutschland präsentiert sich weiterhin in einer sehr robusten Verfassung.

Im ersten Quartal dieses Jahres dürfte die gesamtwirtschaftliche Leistung saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal um bis zu ein Prozent gestiegen sein. Diese Entwicklung ist auch deswegen sehr erfreulich, da die wirtschaftlichen Risiken und Belastungen weltweit in den letzten Monaten deutlich zugenommen haben und sich offenbar als hartnäckiger erweisen als noch vor einiger Zeit erwartet.
Das gilt insbesondere für die hohen Energie- und Rohstoffpreise und den damit eng verbundenen Inflationsdruck. So mehren sich die Anzeichen, dass die anziehenden Produktionskosten auf die Verkaufspreise weitergewälzt werden. Der daraus entstehende Preisauftrieb wird die Kaufkraft der privaten Haushalte belasten und den privaten Konsum tendenziell dämpfen. Aber auch weitere Zinsstraffungen durch die Notenbanken zur Eindämmung der Inflationsrisiken werden die konjunkturelle Entwicklung künftig zügeln. Für das weltweite Wirtschaftswachstum wird im laufenden Jahr daher eine Abschwächung auf gut 4 bis 4,5 % erwartet, nach 5 % im vergangenen Jahr.
Auch in Deutschland wird sich die hohe Wachstumsdynamik aus dem ersten Quartal dieses Jahres nicht halten lassen. Vor allem die etwas langsamere Gangart der Weltwirtschaft und die höhere Teuerungsrate werden das Wachstum etwas bremsen. Aus heutiger Sicht ist zu befürchten, dass die jährliche Inflationsrate im Herbst 2011 weiter anzieht und die 3 %-Marke erreicht. Im Jahresdurchschnitt wird der Preisanstieg inzwischen auf 2,5 % veranschlagt. Für ernsthafte Konjunktursorgen besteht dennoch kein Anlass: Gut gefüllte Auftragsbücher, weiterhin optimistische Geschäftserwartungen und der sich mit einer etwas geringeren Dynamik fortsetzende Beschäftigungsaufbau sollten im Jahresdurchschnitt für ein Wirtschaftswachstum von knapp 3 % sorgen.
Portugal wird als drittes Land der Währungsunion Hilfskredite von den übrigen Euro-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds erhalten. Mit dem Hilfspaket wird dem Land – genauso wie zuvor schon Griechenland und Irland – Zeit gegeben, um dringend erforderliche Reformen in der Finanz- und Wirtschaftspolitik durchzuführen. Diese Reformen sind zwingende Voraussetzung, um die Schuldenkrise erfolgreich zu entschärfen. Überlegungen, die Reformen aus Rücksicht auf die konjunkturelle Entwicklung auf die lange Bank zu schieben, sind daher kontraproduktiv.
Auch die für den Fall Griechenland diskutierte Möglichkeit einer Umschuldung ist keine Alternative zu grundlegenden Strukturreformen in dem südeuropäischen Land. So werden die öffentlichen Finanzen in Griechenland im laufenden Jahr auch dann noch ein nennenswertes Defizit aufweisen, wenn man die Zinszahlungen herausrechnet. Bedenkt man darüber hinaus die vielschichtigen und nur schwer abschätzbaren Folgewirkungen einer Umschuldung, wird deutlich, dass eine Schuldenrestrukturierung nur am Ende einer langen Maßnahmenkette stehen kann. Um die negativen Auswirkungen einer Umschuldung gering zu halten, kann und darf sie zudem nur auf freiwilliger Basis erfolgen.

Quelle:BDB