EZB + Ifo- Index + Gewinnwarnungen = Rezession + Finanzkrise ?
Zinsen bleiben auf fallendem Niveau
Der scheidende Präsident Mario Draghi der Europäischen Zentralbank und sein Zentralbankrat sind sich auch auf ihrer jüngsten Sitzung treu geblieben, kein Erhöhung der Leitzinsen. Hatte, ehrlich gesagt, auch niemand erwartet. Der Markt wird weiter mit billigem Zentralbankgeld zum Nulltarif geflutet und es geht es jedoch noch tiefer mit den Zinsen. Denn Draghi stellte über seine Forward Guidance Zinssenkungen in Aussicht und kündigte zudem an, eine Wiederaufnahme der Nettoanleihekäufe zu prüfen.
Begründet wurden diese Maßnahmen, wie schon so oft, mit geopolitischen Risiken (Iran, Brexit etc.) und Protektionismus (Handelskrieg der USA mit dem Rest der Welt).
Es seien „signifikante geldpolitische Impulse“ notwendig, sagte Mario Draghi am 25.07.2019 auf der sich an die Zinsentscheidung anschließenden Pressekonferenz. Er bekräftigte frühere Aussagen, dass die Notenbank bereit sei, alle geldpolitischen Instrumente anzupassen. In seiner Pressekonferenz zur Erläuterung der geldpolitischen Beschlüsse sagte Draghi: „Für den Fall, dass der mittelfristige Inflationsausblick weiterhin das Ziel verfehlen sollte, ist der EZB-Rat entschlossen, im Einklang mit seinem symmetrischen Inflationsziel zu handeln.“
Das Inflationsziel der EZB liegt bekanntlich bei um die 2 Prozent, wurde aber in der Zeit der Nullzinspolitik nicht erreicht. Deshalb bezweifeln Experten, dass sich das durch für September erwartete Zinssenkung auf minus 0,5 Prozent signifikant ändern wird.
Gut für die Verbraucher, Aktionäre und Kreditnehmer, schlecht für die konventionellen Sparer.
Der Ifo- Geschäftsklimaindex fällt weiter
Das etwas getan werden muss, zeigt die Entwicklung des vom Münchner Ifo Institut erhobenen Geschäftsklimaindex.
Im Juli ist das Barometer für das Geschäftsklima von 97,4 Punkten auf 95,7 Punkte gefallen, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit April 2013. Die meisten Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 97,1 Punkte erwartet. Dazu kommt, dass auch die Aussichten für die kommenden 6 Monate skeptisch beurteilt werden. Also von einem schnellen Anstieg der Konjunkturdaten können wir uns wohl verabschieden.
Gewinnwarnungen
Dazu passen auch die Gewinnwarnungen der Unternehmen in den letzten Wochen.
Lt. Definition verstehen wir unter einer Gewinnwarnung (englisch: profit warning) im Wertpapierrecht die Warnung eines börsennotierten Unternehmens gegenüber der Öffentlichkeit vor einem geringer als erwartet ausfallenden Gewinn, eine verminderte Gewinnprognose oder eine verschlechterte Verlustprognose. Gewinnwarnungen führen meist zu Kursrückgängen der Aktien. Das die Abweichung dabei nicht nur 100 Euro beträgt, ist wohl jedem Aktionär verständlich.
Auch einige Werte unseres Depots wie z.B. BASF, BMW etc. werden ihre hoch gesteckten Ziel in diesem Jahr nicht erreichen und müssen ihre Ertragsziele auch für die nächsten Planungszeiträume nach unten anpassen.
Aber wir Aktionäre von Substanz-und Wachstumswerten denken langfristig und haben unsere Aktien ja nicht gekauft, um sie bei einer Krise gleich abzustoßen. Die Geschichte des Aktienhandels beweist, dass die meisten Unternehmen gestärkt aus den konjunkturell nicht so guten Zeiten hervorgehen.
Besteht eine Rezessionsgefahr?
Rezession bezeichnet die Konjunkturphase, in welcher ein Abschwung der Wirtschaft verzeichnet wird. Nach der am meisten verbreiteten Definition liegt eine Rezession vor, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den Vorquartalen nicht wächst oder ein Rückgang zu verzeichnen ist (sinkendes Bruttoinlandsprodukt).
Wenn wir die Zahlen des Ifo- Geschäftsklimaindex betrachten, dann ist die Wirtschaft auf den Weg in eine Rezession. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres voraussichtlich leicht rückläufig. Die vorliegenden Meldungen aus der Industrie lassen allerdings nicht darauf schließen, dass es nun im dritten Quartal wieder bergauf gehen könnte. Der neuerliche Fall des Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt dies eindeutig. Damit wird wohl das BIP auch im dritten Quartal ein Minus ausweisen. Nach der Definition betrachtet, ist damit Deutschland in der Rezession angelangt.
Die Bundesregierung ist jetzt gefordert, mit Konjunkturprogrammen und Steuersenkungen, die Binnenkonjunktur anzukurbeln, um die Auswirkungen klein zu halten. Steuer- und Abgabensenkungen sind als flankierende Maßnahmen zur Stimulierung der Binnennachfrage erforderlich. Die schwarze Null sollte ganz schnell wieder gestrichen werden, da sie in einer Rezessionsphase eben nicht positiv wirkt.
Stehen wir einer neuen Finanzkrise?
Das die EZB keine effektiven Mittel mehr hat, um finanzpolitisch gegenzusteuern, ist zwar bedauerlich. Aber in den Ländern der Eurozone und der EU ist viel getan worden, um den Ausbruch einer neuen Finanzkrise zu verhindern, bzw. die Auswirkungen auf Europa abzumildern. Die Stresstestergebnisse der Banken wiesen eine erstaunliche Krisenresistenz gegenüber einen möglichen Finanzcrash wie 2008 auf. Das lässt irgendwie doch hoffen.
Fazit
Lassen wir uns nicht verrückt machen. Auf der Aktienseite werden die Papiere zurückkommen, es bieten sich gute Nachkaufgelegenheiten für Aktionäre. Und wenn der politische Gegenwind endlich aufhört, dann dürfte bald wieder eine neue Aufschwungphase folgen und die eingangs genannte Formel Makulatur sein.
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