Josip Heit im Interview zur Preisentwicklung von Silber und Gold
Nachdem der Goldpreis neue Allzeithöchststände erreicht hat, gerät nun gerade das Weißmetall Silber in den Fokus der Anleger. In Anbetracht der Rahmenbedingungen und der historisch günstigen Preisverhältnisse birgt Silber nach Ansicht von Rohstoffexperte Josip Heit ein signifikantes Kurspotenzial.
Herr Heit, was halten Sie von Silber in Zeiten einer aktuell aufkommenden Wirtschaftskrise, hervorgerufen durch die Coronavirus-Pandemie?
Josip Heit: „Betrachtet man sachlich man die Entwicklung während der Weltfinanzkrise ab dem Jahr 2008, dann erscheint vor allem Silber aktuell über großes Aufwärtspotenzial zu verfügen. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts lag das durchschnittliche Gold-Silber-Preisverhältnis bei 1:47. Vor genau 100 Jahren, also im Mai 1920, kostete eine Unze Gold (31,1g) nur 20 Unzen Silber – aktuell sind es über einhundert Unzen Silber. Beim Silberpreis war diese Entwicklung im selben Zeitraum ähnlich signifikant: Von 87,4 am 20. April kam es zu einem Anstieg des Preisverhältnisses um gigantische 44 Prozent auf ein Allzeithoch am 18. März 2020 bei 126,4. Aktuell steigt Silber stetig weiter und ein Ende dieses Wertanstiegs ist derzeit nicht in Sicht!
Herr Heit, Sie sind Vorstandsvorsitzender der GSB Gold Standard Banking Corporation AG und Rohstoffexperte, erwarten Sie Probleme von Angebot und Nachfrage bei Silber?
Josip Heit: „Wegen der Covid-19-Beschränkungen für das Jahr 2020 erwarte ich für die Versorgung mit Edelmetallen einen leichten Angebotsrückgang. Bei der Nachfrage nach Silber erwarte ich hingegen einen etwas geringeren Rückgang. Dieses in Summe günstigere Verhältnis zwischen Minenausstoß und Nachfrage resultiert vor allem aus der Investmentnachfrage, die in diesem Jahr um satte 16 Prozent ansteigen könnte. Allein die Nachfrage nach physisch gedeckten Investmentprodukten (ETPs) wird nach meiner Einschätzung wesentlich höher ausfallen als im Jahr 2019. Damit dürfte sich auch das Angebotsdefizit weiter erhöhen, was den Silberpreis weiter positiv beeinflussen könnte. Wenn wir auf das Jahr 2019 zurückschauen, dann gab es in Bezug auf Silber bereits ein Angebotsdefizit in Höhe von 50,4 Millionen Unzen als von 1.567 Tonnen.
Herr Heit, große Unternehmen wie Lufthansa und die Hertz Autovermietung, um nur zwei Schwergewichte am Wirtschaftsmarkt zu nennen, haben hervorgerufen durch das Coronavirus große Probleme. Wie Sehen Sie in Bezug von Edelmetallen, die Möglichkeiten von Gold und Silber?
Josip Heit: „Da die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen zur Abfederung der ökonomischen Folgen der Pandemie noch in vollem Gange sind, wird die weltweite Schuldenlast im Jahr 2020 dramatisch weiter massiv ansteigen. Wenn wir uns nüchtern vor Augen halten, dass bis Ende 2020 weltweit über 20 Billionen US-Dollar an Anleihen und Darlehen fällig werden, bekommt man Angst. Denn stehen sind allein 4,3 Billionen US-Dollar in Schwellenländern zu Zahlung an. Die Schwellenländer müssen somit bis Ende 2020 Devisenschulden in Höhe von 730 Mrd. USD refinanzieren, dies in den aktuell wirtschaftlichen Zeiten, mit einer möglichen Rezession zu stemmen, dürfte sehr schwer werden.
Als monetäre Alternativen zu Fiat-Währungen bieten Silber und Platin unvorstellbar wesentliche Vorteile: Die Edelmetalle verfügen über einen intrinsischen Wert (können nicht bankrottgehen) und sind nicht beliebig vermehrbar. Ihre physikalischen Eigenschaften machen sie zudem für die moderne Industrie unentbehrlich. Ich gebe hier zu bedenken, dass sich allein der Silberpreis in den vergangenen Tagen weiter hervorragend gut entwickelt hat. Die Silberminenaktien sind teilweise durch die Decke gegangen. Gerade der gestrige Freitag, 22.05. 2020, hielt für Silberanleger praktisch nur steigende Kurse parat.“
Herr Heit, wo sehen Sie Silber in den kommenden Jahren und wie bewerten Sie es im Vergleich zum Gold?
Josip Heit: „Silber war lange Zeit das Stiefkind der Börse. Während Gold ein Hoch nach dem nächsten gemacht hat, konnte Silber der Bewegung nicht folgen. Das ist aber in der Historie der Edelmetallmärkte nichts Seltenes. Der Silberpreis hinkt häufig hinterher, holt dann aber im Lauf der Bewegung zumeist in Lichtgeschwindigkeit auf, um dann zum Ende hin förmlich zu explodieren. Und positiv betrachtet könnte die lange Zeit, in der Silber bislang dem Goldpreis hinterhersehen musste, auf ein sehr langes Hoch am Edelmetallmarkt hindeuten, dies im Besonderen, wenn man bedenkt, dass Silber vor allem in unserem digitalen Zeitalter immer wichtig wird. Nehmen wir hier zum Beispiel die Produktion von Mobilfunktelefonen und Notebooks. In fast jedem Smartphone findet man heute Silber, was immer wichtiger wird, vor allem mit steigenden Produktionszahlen. Seit der Coronavirus-Pandemie geht die Ausschöpfung von Silberlagerstätten zurück, auch im Bergbau herrschen Abstandsregeln, diese einzuhalten beeinträchtigt die Förderung von Silber. Ich persönlich glaube, dass die aktuellen Tests, welche gerade mit Silber im Bereich medizinische Produkte durchgeführt werden, eventuell zu einer Sensation unseres Jahrhunderts führen könnten.
Und zu Gold ist zu klar und deutlich zu sagen, Gold zieht als Edelmetall die Menschen seit Jahrhunderten in seinen Bann. Papiergeldwährungen sind gekommen und gegangen. Doch Gold hat den Wohlstand seiner Besitzer aber stets gesichert – und dieser Aspekt ist in Zeiten einer weltweiten Coronavirus-Pandemie und einer ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken aktueller denn je. Denn wer Papier druckt, bis die Druckmaschinen glühen, sollte zumindest in Betracht ziehen, dass eine Inflation nicht weit ist, die den Bürger all sein Hab und Gut kosten kann, weshalb Gold und Silber die wirtschaftlichen Renner der nächsten Jahre sein werden!“ Webseite: GSB Gold Standard Banking Corporation AG
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