Augsburger Aktienbank kündigt Zusammenarbeit mit der Dresdner INFINUS Gruppe

Dresdner Finanzdienstleister Infinus muss nach Jahren des rasanten Wachstums einen – zumindest kleinen – Rückschlag verkraften: Die Augsburger Aktienbank nimmt ab Juli von dem Haftungsdach kein Neugeschäft mehr an.

Die Augsburger Aktienbank (AAB) hat ihre Zusammenarbeit mit dem Dresdner Finanzdienstleister Infinus aufgekündigt. Die Depotbank nimmt ab Juli kein Neugeschäft mehr von Infinus an. Entsprechende Informationen von FONDS professionell Online bestätigten AAB und Infinus auf Anfrage.

Der Rückzieher der AAB wirft ein Schlaglicht auf das Institut aus Dresden. Infinus steht in Teilen der Branche und bei manchen Anlegeranwälten mit Blick auf einige der vertriebenen Produkte in der Kritik. Die Infinus-Berater verkaufen unter anderem Genussscheine und Orderschuldverschreibungen des Mutterkonzerns Future Business. Mit diesen Papieren, die mit hohen Zinsen locken, finanziert das Unternehmen im Wesentlichen den Erwerb und die Verwertung von Lebens- und Rentenversicherungen. Außerdem erwirbt Future Business Unternehmensbeteiligungen und Immobilien.

Einige Branchenkenner bezweifeln, dass ein solches Geschäftsmodell dauerhaft erfolgreich sein kann. Bislang ging die Rechnung jedoch auf: Seit Unternehmensgründung im Februar 2000 wurden Zins und Tilgung stets pünktlich bedient.

Vereinbarte Bestandsprovisionen fließen vorerst weiter
Die Augsburger Aktienbank nimmt auf diese Branchengerüchte ausdrücklich keinen Bezug. „Wir haben die Kooperationsvereinbarung mit Infinus zum 30. Juni 2013 ordentlich gekündigt, weil die Geschäftsentwicklung nicht unseren Vorstellungen entsprochen hat“, sagt Gabriel von Canal, Generalbevollmächtigter und Vertriebsleiter der AAB.

Die Bank arbeite mit mehr als 260 Partnern zusammen, einmal im Jahr werde jede einzelne Kooperation mit Blick auf Profitabilität und Geschäftsmodell überprüft. Im Schnitt werde zehn bis fünfzehn Vertriebspartnern pro Jahr gekündigt. Dafür kämen neue Vertriebspartner dazu. „Das ist ein völlig normaler Vorgang“, so von Canal.

„Wichtig ist zudem, dass wir einen umfassenden und fairen Kunden- und Bestandsschutz gewähren“, betont der AAB-Manager. „Auch bei einer Kündigung des Vertrages führen wir die Fondsbestände weiter und zahlen die vereinbarten Bestandsprovisionen für mindestens fünf Jahre weiter aus; Neugeschäft nehmen wir nach Ablauf der Kündigungsfrist dagegen nicht mehr an.“ Der Partner habe durch diese Regelung genügend Zeit, sich eine neue Fondsplattform zu suchen. „Das ist eine faire und partnerschaftliche Regelung“, sagt von Canal.

Rückschlag für expandierendes Unternehmen
„Die von der Augsburger Aktienbank betreuten Depots haben nur einen sehr geringen Teil unseres Geschäfts ausgemacht“, sagt Infinus-Vorstand Jens Pardeike. „Wir bedauern natürlich die Beendigung der Kooperationsvereinbarung, sehen darin aber wenig Auswirkung auf unser weites Geschäft.“ Infinus arbeite weiterhin mit zahlreichen weiteren Fondsplattformen zusammen.

Ein zumindest kleiner Rückschlag ist die Kündigung für das stark expandierende Unternehmen trotzdem. Ein Berater, der seine Kundendepots von der AAB führen lässt, kann sich nun nicht mehr ohne Weiteres dem Infinus-Haftungsdach anschließen. Er müsste jedes einzelne Kundendepot zu einer Plattform übertragen, mit der Infinus zusammenarbeitet.

Einige Branchenkenner rätseln über das schnelle Wachstum
Infinus wächst nach eigenen Angaben rasant. Im Geschäftsjahr 2011/2012, das im Juni 2012 endete, setzte das Haftungsdach knapp 22 Millionen Euro um, ein Plus von 20 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das betreute Vermögen sei sogar um 47 Prozent auf 820 Millionen Euro gestiegen, teilte das Institut im Februar mit. Inzwischen haben sich rund 850 Berater vertraglich an das Wertpapierhandelshaus angebunden.

Das schnelle Wachstum lässt manche Branchenkenner rätselnd zurück. „Man liest die Erfolgsmeldungen – wenn man mit Vertretern der Investmentindustrie spricht, gibt es aber kaum jemanden, der von großen Infinus-Beständen in seinem Haus berichten kann“, sagt ein Manager eines großen Finanzvertriebs, der nicht namentlich genannt werden möchte.

Erklären lässt sich der Unterschied zwischen Erfolgsmeldungen und Sichtbarkeit in der Fondsbranche wohl damit, dass das Investmentgeschäft bei Infinus bislang keine sehr große Rolle gespielt hat. „Der Schwerpunkt unseres Geschäfts lag in den Jahren des Unternehmensaufbaus in der Direktplatzierung, dazu zählen Mittelstandsanleihen, geschlossene Fonds oder Genussscheine“, sagt  Pardeike. „Im Zuge der Regulierung spüren wir jedoch einen stärkeren Zulauf von Beratern, die sich eher auf das Investmentgeschäft und geschlossene Fonds konzentrieren – eine Entwicklung, die wir durchaus begrüßen.“ (bm)