Faires Führen in typischen Alltagssituationen
Dr. Ulrich Wiek über Anwendungsfelder für faires Führen
Fairness ist für MitarbeiterInnen sehr wichtig, z. B. bei Verhandlungen, Besprechungen und Mitarbeitergesprächen, bei Feedback und Kritik, bei Delegation und Kontrolle sowie in Konfliktsituationen und Veränderungsprozessen. In seinem aktuellen Buch „Fairness als Führungskompetenz“ zeigt Dr. Ulrich Wiek auf, wie Führungskräfte und Unternehmen Fairness vorleben können. Dabei ist Beständigkeit gefragt. Denn selektive Fairness macht unglaubwürdig.
Eine gute Gesprächsatmosphäre schaffen und die eigene Verhandlungsposition stärken: Nach den Erfahrungen des Autors sind dies häufige Ziele von Führungskräften in ihren Gesprächen oder Verhandlungen. Dabei enttäuschen sie ihre GesprächspartnerInnen oftmals schon, bevor diese stattgefunden haben – ungewollt. Der Grund: ungeschickte Kommunikation, teils schon bei der Terminplanung: „Wir entscheiden mit, ob die Beteiligten die Kommunikation als fair oder unfair wahrnehmen. Auch sollten wir uns bewusst sein, dass wir durch unsere Kommunikation als Führungskraft im Alltag sehr viel Angst erzeugen können – unbewusst oder auch bewusst“, sagt Dr. Ulrich Wiek.
Werte wirken
Die Praxis zeigt: Die Werte der Beteiligten, die Machtkonstellation im Unternehmen und der Umgang der handelnden Personen mit diesen Faktoren beeinflussen das Ergebnis von Verhandlungen. Insbesondere disziplinarische Vorgesetzte sind häufig mit einer formalen Macht ausgestattet, auf die sie bauen. Verändert sich jedoch die Konstellation im Unternehmen, kann sie das ihre disziplinarische Durchsetzungskraft kosten. Deshalb sind Führungskräfte gut beraten, wirkliche Überzeugung, Akzeptanz und Einigung zu erreichen. In seinem Buch legt der Autor dar, wie das gelingen kann:
Faire Vorbereitung: Faires Handeln beginnt bereits hier: Ziele klar und offen formulieren, neben den eigenen Interessen und emotionalen Themen auch die der übrigen TeilnehmerInnen berücksichtigen. Wiek empfiehlt, schon den Termin nach Möglichkeit nicht einfach vorzugeben, sondern mit den TeilnehmerInnen abzustimmen, da Vorgaben oftmals als unfair wahrgenommen werden und diese negative Stimmung mit ins Meeting getragen wird. Zudem sollte bereits im Vorfeld geklärt sein, wer die Ergebnisse festhält.
Faire Kommunikation in Verhandlungen, Besprechungen und Gesprächen: Während des Meetings sollten sich alle TeilnehmerInnen angemessen zu den Punkten auf der Tagesordnung äußern können. Damit die Ziele erreicht werden, ist ein fairer Abschluss erforderlich: Maßnahmen und Verantwortlichkeiten werden schriftlich festgehalten. Dabei geht es nicht darum, everybody“s Darling zu sein; ein begründetes Nein ist erlaubt und manchmal auch notwendig.
Fairness bei Delegation und Kontrolle: Hier lauert eine große Fairnessfalle: Viele MitarbeiterInnen fühlen sich durch die Art und Weise der Delegation und Kontrolle ungerecht behandelt. Daher sind Verhandlungsleitende gut beraten, darauf zu achten, dass die delegierten Aufgaben von allen Seiten als angemessen wahrgenommen werden. Eine gute Vorbereitung hilft: Welche Aufgaben können an wen delegiert werden, welche bleiben Chefsache? Die Kontrolle abzugeben zeugt auch von Vertrauen.
Fairness in Konfliktsituationen: Gerade in solchen Situationen ist eine besondere Sensibilität für die wichtigsten Fairnessprinzipien wichtig. Führungskräfte haben auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, daher sollte das Handeln in Konfliktsituationen als gerecht wahrgenommen werden. „Wer als Führungskraft interessiert und respektvoll gegenüber anderen Menschen auftritt, aber gleichwohl konsequent in der Sache bleibt, hat gute Chancen, konstruktive und faire Lösungen zu finden“, sagt Wiek.
Fairness in Veränderungsprozessen: Change erzeugt bei vielen Angst und Unsicherheit, wie mit den Veränderungen umzugehen ist und welche Auswirkungen sie auf die eigene Person haben. Deshalb gilt auch hier, die Betroffenen mitzunehmen und so gut es geht aktiv mit einzubeziehen. So könnte eine Person als FairnessvertreterIn ins Team integriert werden, die darauf achtet, die Interessen auch nicht anwesender Personen zu vertreten.
Auch Smalltalk ist eine Frage der Fairness
Smalltalk wird oft stiefmütterlich behandelt. Dabei schafft er als Eisbrecher und Aufwärmer in Verhandlungen die Basis für ein konstruktives Miteinander. „Wer im normalen Arbeitsalltag dem Small Talk keinen Raum lässt, degradiert die teilnehmenden Personen auf das Niveau von Maschinen und Robotern. Das hat mit einem fairen Umgang miteinander wenig zu tun!“, stellt Wiek klar.
Dr. Ulrich Wiek unterstützt als Berater und Trainer seit 20 Jahren nationale und internationale Unternehmen in den Bereichen Kommunikation und Führung. Als zertifizierter Fairness-Coach berät er sie unter anderem dabei, eine Fairnessstrategie zu entwickeln und zu implementieren.
In seinem Buch „Fairness als Führungskompetenz: Strategie und Leitfaden für Führungskräfte und Unternehmen der Zukunft“ zeigt der Autor auf, wie Unternehmen Fairness zum festen Bestandteil ihrer Kultur machen können. Neben dem Überblick zu empirischen Forschungsergebnissen bietet er zahlreiche Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen. Der Titel ist im Springer-Verlag erschienen und richtet sich an Unternehmensleitungen, Führungskräfte, Organisations- und PersonalentwicklerInnen, Betriebsräte und MitarbeiterInnen.
Rezensionen und einen kostenlosen Zugang zur Online-Version gibt es hier.
Dr. Ulrich Wiek arbeitet seit 1999 als Trainer, Berater und Coach und baut dabei auf 20 Jahre Berufserfahrung in den Branchen Handel, Industrie, Dienstleistung, Öffentlicher Dienst sowie Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Er ist zertifizierter Fairnesscoach/-trainer und Impulsgeber für Fairness und Werte in Kommunikation und Führung mit Projekterfahrungen in Deutschland und international. Er führt Seminare und Trainings durch, hält Vorträge, moderiert Workshops und coacht Führungskräfte und Geschäftsführer, sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache.
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